Hoeneß unter Beschuss: Warum die Ultras jetzt lauter werden – und der Bayern-Baron kontert
München – "Uli, wann wird es dir endlich klar … Fußball in Deutschland ist ohne die 50+1-Regel undenkbar!" – so lautete eine Botschaft auf einem Transparent der Münchner Anhänger am Samstagnachmittag beim Bundesliga-Heimspiel des FC Bayern München. Zuvor hatte Uli Hoeneß (73) die Abschaffung dieser Regel gefordert und reagiert nun scharf auf die Kritik der Ultras.
Die 50+1-Regel sorgt in der Bundesliga dafür, dass die Vereinsmitglieder mindestens 50 Prozent plus eine Stimme behalten. Auf diese Weise wird verhindert, dass Investoren die vollständige Kontrolle übernehmen – Ausnahmen bilden nur wenige Clubs wie RB Leipzig.
Die Bayern-Legende Hoeneß äußerte sich im Podcast "OMR" jedoch deutlich gegen die 50+1-Regel: „Meiner Ansicht nach wird diese Regelung früher oder später in Deutschland fallen müssen. Für Bayern München ist das nicht entscheidend, denn wir können mit unseren Möglichkeiten gut mithalten.“
Die öffentliche Kritik der Ultras passt dem Ehrenpräsidenten gar nicht. Auf einer Veranstaltung in München zeigte er sich deshalb kämpferisch.
„Unsere Ultras treiben mich mit ihren dauernden Forderungen in den Wahnsinn“, klagte Hoeneß auf dem Kongress „Sport Marke Medien“. Die Fans müssten sich entscheiden: „Wollen sie sich selbst feiern und Theater machen – die Stimmung in den Stadien ist ja fantastisch – oder legen sie Wert auf internationalen Erfolg?“
Hoeneß forderte, die Bundesliga müsse sich für Investoren öffnen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben: „Wenn wir keine neuen Geldquellen erschließen, werden wir gegen Dubai, Abu Dhabi oder die Fenway-Gruppe (Eigentümer von Liverpool, Anm. d. Red.) – die sind ja allesamt nicht dumm – keine Chance haben.“
Auch der bayerische Klub FC Nürnberg bekam von Hoeneß Kritik ab: „Und sie haben noch nicht erkannt, dass alle Vereine, in denen die Ultras das Sagen haben, in die zweite Liga abgestiegen sind: Nürnberg, Frankfurt, Schalke.“ Dass Frankfurt aktuell in der Bundesliga spielt und 2022 die Europa League gewann, ließ der Bayern-Chef dabei großzügig unter den Tisch fallen.
Damit machte Hoeneß deutlich, den Ultras nicht zu viel Einfluss einzuräumen, denn „wo vernünftige Geschäftsleute den Verein führen, läuft es gut. Ich schätze die Ultras, ich liebe die Fans – aber die Verantwortung muss bei anderen liegen.“
Sollte sich der Fußball aber dem „Diktat“ der Ultras beugen, „dann gute Nacht. Wenn sie die Macht übernehmen, ist alles vorbei!“